technDaten

Geschichte der Viermastbark PEKING

Die PEKING ist ein Frachtsegler, der 1911 von der Werft Blohm & Voss in Hamburg im Auftrag der Reederei F. Laeisz fertig gestellt wurde. Mit einer Länge von 115 Metern (Länge über alles), bzw. 96,01 Metern (Länge zwischen den Loten) und einer Breite von 14,40 Metern gehört das Schiff zum Schiffstyp Viermastbark. Die vier Masten tragen insgesamt 32 Segel. Die PEKING hat ein baugleiches Schwesterschiff - die in Travemünde liegende PASSAT.

Nachdem der Bau des Schiffes für 680.000 Mark am 25. Februar 1911 abgeschlossen war, wurde es am 16. Mai 1911 an die Reederei F. Laiesz übergeben. Wie es bei dieser Reederei so üblich war, wurde das Segelschiff mit einem Namen mit dem Anfangsbuchstaben „P" benannt (siehe Geschichte der P-Liner).

Am 22. Juni 1911 verließ die PEKING zum ersten Mal den Hamburg Hafen unter der Führung des Kapitäns Hinrich Nissen. Das Segelschiff eignete sich besonders gut für den Salpetertransport von Chile nach Europa. So steuerte sie in den nächsten Jahren Städte wie Valparaiso, Taltal, Talcahuano, Iquique und Mejillones an. Von diesen Städten aus kehrte die PEKING immer wieder in ihren Heimathafen nach Hamburg zurück.

1914 übernahm August Ötzmann das Kommando über die PEKING. Er führte das Segelschiff allerdings nicht lange, da die PEKING zu Beginn des ersten Weltkriegs in Chile interniert und auf Reede gelegt wurde. Sechs Jahre lang musste die PEKING dort verweilen, bevor sie unter der Führung von Heinrich August Georg Oellrich nach Caleto Coloso segeln durfte und von dort aus nach London. Der Vertrag von Versailles nach dem ersten Weltkrieg legte fest, dass die PEKING als Reparationsabgabe an Italien ausgeliefert werden musste. Da Italien allerdings keine Verwendung für das Schiff hatte, blieb die PEKING vorerst in London liegen.

1923 konnte die Reederei F. Laeisz ihr Schiff für 8.500 englische Pfund Sterling zurück kaufen. Unter dem erneuten Kommando von Heinrich August Georg Oellrich transportierte die PEKING nun wieder Salpeter von Chile nach Europa. Dabei steuerte sie nun auch Häfen in den Niederlanden sowie in San Antonio (USA) an.

Bei einem Ankermanöver 1925 zog sich das Schiff einige Schäden am Rumpf zu, weswegen es in Hamburg im Trockendock repariert werden musste. Danach besegelte die PEKING wieder die gewohnten Schifffahrtsrouten unter dem Kommando des Kapitäns Joachim Hans Hinrich Nissen. 1926 wechselte das Kommando der PEKING zu Hermann Piening.

Nachdem das Schiff erneut Chile angesteuert hatte, kehrte es nach Hamburg zurück, wo es 1927 in einem Dock bei Blohm & Voss vergrößert wurde. Dazu wurde das Poopdeck um zehn Meter verlängert, da die PEKING nun als Segelschulschiff genutzt werden sollte. So bot das Schiff nun Platz für 31 Mann und 43 Seeoffiziersanwärter.

In den nächsten fünf Jahren segelte die PEKING wieder – hauptsächlich unter dem Kommando von Kapitän Jürs - auf diversen Rundreisen zwischen Europa und Chile.

Am 9. September 1932 kaufte die Shaftesbury Homes and Arethusa Training Ship Co. in England die PEKING für 6.250 Pfund Sterling. Im Schlepp der TITAN verließ die PEKING somit am 10. Oktober den Hamburger Hafen und wurde im Medway River fest vor Anker gelegt. In Rochester erfolgte der Umbau zum Internatsschiff. Außerdem änderte sich der Name in ARETHUSA. Auf diesem Schiff erhielten nun 200 bis 300 Jungen eine halbmilitärische Ausbildung.

Das Aussehen der ARETHUSA veränderte sich in dieser Zeit. Den Rumpf schmückte nun ein neues weißes Portenband und am Fockmast waren bald nur noch die festen Rahen zu sehen. Zudem wurde der Sandballast bis zum Niveau des Kielschweins durch Beton ersetzt. Der neue Boden bot Platz für Räume und Verschläge zur Lagerung der Ausrüstung. Für die Versorgung der militärischen Auszubildenden mussten zwei neue Kesselanlagen zur Heizung und für das Warmwasser montiert werden. Ein zusätzliches hölzernes Deck entstand im oberen Deck des Unterraums. Für das benötigte Tageslicht sorgten neue Bullaugen.

Als 1939 der zweite Weltkrieg begann, wurde die ARETHUSA von der Royal Navy requiriert und nach Salcombe gebracht. Dort erhielt sie den Namen HMS PEKIN (tatsächlich ohne G!), da es schon ein Schiff mit dem Namen ARETHUSA gab. Nach dem Ende des Weltkrieges erhielt die Shaftesbury Homes and Arethusa Training Ship Co. das Segelschiff zurück. Dort wurde es wieder in ARETHUSA benannt. Die ARETHUSA wurde von Salcombe zurück nach Upnor geschleppt und diente dort bis 1974 wieder als Internatschiff. Die Unterhaltskosten für das alte Schiff führten schliesslich dazu, dass man sich von ihr trennen wollte. In Hamburg wurden bereits Gelder füe den Ankauf gesammelt, aber eine extra aus Hamburg angereiste Expertenkommission urteilte, die PEKING wäre zu marode und würde den Schlepp nicht überstehen.

Im Jahr 1974 kaufte das South Seaport Museum in New York die ARETHUSA für 70.000 Pfund Sterling. Ein Jahr später gelangte die ARETHUSA - nach einem längeren Werftaufenthalt bei H. Green in Blackwall an der Themse, wo große Teile des Rumpfes in Höhe der Wasserlinie erneuert wurden - am Haken des holländischen Schleppers UTRECHT nach New York, wo sie ihren Originalnamen – PEKING – zurück erhielt. In New York wurde das Schiff auch wieder in den Originalfarben der Reederei F. Laeisz gestrichen. Die Takelage wurde weniger originalgetreu als kostengünstig wiederhergestellt. Die Rahen sollen aus Laternenpfählen entstanden sein.

Das Museum war jedoch trotz vieler ehrenamtlicher Helfer auf die Dauer finanziell nicht in der Lage, zwei Grossegler zu erhalten und so unterblieben die erforderlichen Wartungsarbeiten über die Jahre mehr und mehr. Da sich die PEKING in schlechtem Zustand befand, musste das Oberdeck mit Sperrholzplatten ausgelegt werden. Die Decks im Unterraum waren marode und nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.

Ab 2002 verhandelten Mitglieder des Vereins "Freunde der Viermastbak PEKING e.V". mit dem dortigen Museum über eine Rückführung der PEKING in ihren Heimathafen Hamburg. Zunächst scheiterte dies aber an den Kaufpreisforderungen in New York.

Nachdem dort die Erkenntnis reifte, dass das Schiff wegen seines Reparaturbedarfs nicht mehr zu verkaufen sei, wurden von Hamburger Seite konkrete Angebote zur Restaurierung eingeholt.

Parallel haben sich die Vereinsmitglieder um die Finanzierung des Transports – der wegen des Zustands in einem Dockschiff erfolgen musste – und der Grundsanierung von Rumpf und Rigg bemüht. Zunächst wurde versucht, die hierfür erforderlichen Mittel in der Hamburger Kaufmannschaft einzuwerben, leider ohne Erfolg. Im Frühjahr 2015 jedoch wurde die Räumung des Liegeplatzes in New York für Ende Juni angekündigt, was das endgültige Aus für die PEKING auf einer Abwrackwerft bedeutet hätte. Dies verschärfte die Situation nochmals und führte schließlich zu Gesprächen über eine Finanzierung des Projektes aus öffentlichen Mitteln.

Am 12. November 2015 beschloss der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages, Mittel für ein neues großes Deutsches Hafenmuseum bereitzustellen. Hauptattraktion sollte die restaurierte PEKING sein. Die Stiftung Maritim wurde mit der Durchführung der Rückholung und Restaurierung der PEKING beauftragt. Die Überführung nach Deutschland per Dockschiff COMBI DOCK III erfolgte im Juli 2017, der von Presse und unzähligen Zuschauern zu Wasser und zu Lande verfolgte Schlepp zur Werft am 2. August.

Die Peters-Werft in Wewelsfleth führte erfolgreich die mehrjährige Instandsetzung durch, die im Mai 2020 mit dem Eigentumsübergang an die Stiftung Historische Museeen Hamburg abgeschlossen wurde. Am 7. September 2020 kehrte das Schiff nach Hamburg zurück und liegt im Hansahafen neben dem alten Hafenmuseum.